DIE ANFÄNGE DES SWAKOPMUNDER KARNEVALS

Aus der Feder von Ehrensenator Erhard Roxin

Ich liebe den Karneval! Wir, also ein paar Swakopmunder Jecken, haben uns Anfang 1986 zusammengetan und in Swakopmund den Karneval gegründet. In vielen Orten Namibias wurde schon lange Karneval gefeiert – nur in Swakop noch nicht, obwohl es eine Stadt mit deutscher Gemeinschaft, Kultur und Tradition ist. Vielleicht weil in Swakop das ganze Jahr durch gefeiert wird und nicht nur zur „fünften Jahreszeit“?

Aber im Jahre 1986 standen viele Zeichen dafür: Klaus Pattis, der Hotelmanager vom „Grünen Kranz“, wollte mehr Aktivitäten in seinem Hotel anbieten. Alt-Karnevalist Theo Schulte, Manfred Fritsch und Horst Cocék hatten sicher auch ein Bedürfnis, das närrische Treiben ins verschlafene Küstenstädtchen zu bringen. Diethardt Fahrbach, Rainer Horsthemke, Joachim Bierberg und viele „Dazugezogene“ suchten auch mehr „Action“ und waren begeistert dabei – so auch ich. Ja, wo „Action“ war, war ich dabei!

Die Gründungsversammlung des Swakopmunder Karnevalsvereins (SKV) hat am 24. Februar 1986 um 20 Uhr im Hotel Grüner Kranz stattgefunden. Alle Anwesenden wurden als Mitglieder registriert und ein Vorstand wurde gewählt. Das erste Protokoll wurde geschrieben.

„Der Erfolg eines solchen Unternehmens hängt hauptsächlich von guter Organisation und Zusammenarbeit ab.“ Ich glaube, dass dieser Satz durch die Jahre immer beachtet wurde und zu dem durchweg hohen Niveau des Küstenkarnevals führte. Was meiner Meinung nach auch ausschlaggebend für den kontinuierlichen Erfolg des SKV ist, ist die Tatsache, dass immer wieder junge, spritzige und talentierte Leute voll integriert werden und auch als Elferrat auf der Bühne präsent sind. Wichtig ist auch, dass eine feste Hand die Kontrolle über Programmgestaltung, Finanzen und Eigentum hat (wie Kostüme, Kappen, Beleuchtung, Tontechnik usw.).

Der Küstenkarneval läuft wie eine geölte Maschine! Ich begründe es damit, dass die Karnevalisten selber gerne „geölt“ sind und – während der harten Vorbereitungsarbeiten für gut funktionierende Veranstaltungen – sich selbst lekker „beölen“ über tiefen Humor und Frohsinn. Denn: Was wäre ein Karneval ohne die richtige Mischung aus einem kühlen Getränk und Heiterkeit? Jawohl, das breite Lächeln im Gesicht, das närrische Programm durch eine ganze Woche hindurch, verbreitet pure Lebensfreude.

Das alles startete im Jahr 1986 unter dem Motto „Jetzt oder nie!“. Es war nicht leicht, mit NICHTS anzufangen und ein buntes, traditionelles Fest über mehrere Tage hinweg auf die Bühne zu bringen. Unser langjähriger Präsident in den ersten Jahren, Theo Schulte, war ein erfahrener Karnevalist aus Otjiwarongo. Er wusste genau, was alles für einen Karneval benötigt wird. Natürlich hatten wir anderen auch mitgestaltet. Diethardt Fahrbach nahm als 1. Vorsitzender die Zügel in die Hand und jeder im Komitee bekam seine Aufgabe. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, Kappen und Kostüme entworfen. Die Kappen wurden aus Deutschland bestellt, Kostüme für die Prinzengarde wurden von unseren Damen selbst genäht, ebenso wie die Umhänge für das Prinzenpaar. Die Bütt, ein paar Gardestiefel und ein wenig Dekor kamen aus Walvis Bay, die ihren Karnevalsverein gerade aufgelöst hatten. Die Dekoration im Saal übernahm die Swakopmunder Brauerei. Der „Grüne Kranz“, unter Klaus Pattis, sorgte für Erfrischungen und das Essen während des Programms. Den Orden hatte ich entworfen und 150 Stück in Auftrag gegeben. Eine Kapelle musste her. Die Bernsteinkapelle aus Windhoek hat uns für R80 pro Stunde plus Reisekosten amüsiert. Prinzenfedern und -kappe, Regentenstab, Krone für die Prinzessin und Schlüssel für die Schlüsselübergabe wurden bestellt. Auch an Tontechnik und Beleuchtung wurde gedacht. Das Wichtigste aber für einen Karneval sind die Büttenredner und Tanzeinlagen.

Hiltrud Horsthemke übernahm die Prinzengarde und suchte geschickt zwölf Oberstufenmädchen mit Tanzerfahrung aus und studierte die phänomenalsten Tänze ein. Hiltrud gab auch privat Tanz- und Fitnessstunden und diese Gruppe trat mit spritzigen Tänzen als „Die Flotte 13“ auf. Die Flotte 13” (The Lively 13).

Wo liegt eigentlich der Ursprung des deutschen Karnevals? Dafür müssen wir eine Zeitreise zurück ins Mittelalter machen. Der Karneval hat heidnische Wurzeln und markiert traditionell eine Zeit der Freude, Frühlingsanfang, und wurde darum ein traditionelles Fest, das vor Beginn der christlichen Fastenzeit gefeiert wird. Es hat eine lange Geschichte und wird noch heute in vielen Ländern der Welt mit verschiedenen Bräuchen gefeiert. Hauptmerkmale, die den Karneval auszeichnen, sind das Tragen von Kostümen und Masken. Die Menschen verkleiden sich in farbenfrohe und oft humorvolle Kostüme. Umzugswagen und Fußtruppen begleiten ausgelassen die Umzüge durch die Straßen, begleitet von Tanz, Musik, reichlich Essen und Getränken.

Im Rheinland begann man, den Winter im Februar mit Masken und lauten Umzügen zu vertreiben. Die Menschen verkleideten sich, um Geister zu erschrecken und ein bisschen Chaos zu schaffen im sonst so langweiligen Alltag. Und wie wir wissen: Wo Chaos ist, da ist auch eine Menge Spaß! Liegt doch der tiefere Sinn des Karnevals darin, die Geschehnisse der Vergangenheit (politische, soziale, lokale) im Lichte des Humors zu betrachten. Es darf über alles gelacht werden, auch über sich selbst! Oscar Wilde meinte: „Das Leben ist viel zu kurz, um ernst genommen zu werden.“

DE